Kooperationen mit internationalen NGOs

Wirtschaft und Ziele für nachhaltige Entwicklung

Etwa jedes zehnte Unternehmen in Deutschland kooperiert beim gesellschaftlichen Engagement mit international agierenden Nichtregierungsorganisationen (INGOs). Danach arbeiten fast alle Unternehmen in Deutschland (98 Prozent) im Rahmen ihres sozialen Engagements mit gesellschaftlichen Partnern zusammen. Die überwiegende Mehrheit der engagierten Unternehmen in Deutschland bringt sich jedoch vorwiegend auf lokaler (55 Prozent) und regionaler (28 Prozent) Ebene ein.

Das zeigt diese im Januar 2019 vom Stifterverband und der Kinderhilfsorganisation Plan International veröffentlichte Studie. Basis für die Studie ist der "Corporate Citizenship Survey" von Stifterverband und Bertelsmann Stiftung, die größte bundesweit repräsentative Befragung zum gesellschaftlichen Engagement von in Deutschland ansässigen Unternehmen.

Während sich viele Nachhaltigkeits- und CSR-Manager in den vergangenen Jahren aktiv in die Debatte zu den globalen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (UN) eingebracht haben, stellt sich die Frage, inwiefern diese Leitziele über Fachkreise hinaus gelebt werden. Einen Zugang zu dieser Frage bildet die Kooperation zwischen Unternehmen und international agierenden NGOs. Üblicherweise bezieht sich Corporate Citizenship (CC) beziehungsweise Unternehmensengagement in der Breite der deutschen Wirtschaft auf die eigene lokale Region respektive den eigenen Standort in Deutschland. Das zeigen die Daten. Allerdings zeigt sich auch:

  • Etwa jedes zehnte Unternehmen in Deutschland kooperiert beim gesellschaftlichen Engagement mit INGOs, also international agierenden NGOs (9 Prozent).
  • Etwa 43 Prozent der international agierenden Unternehmen arbeiten mit INGOs zusammen. Hier steigt die Kooperationsintensität also deutlich an.
  • Dabei geht es nicht nur um Zusammenarbeit im Sinne von Partnerschaften, sondern – was gerade in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen deutlich wird – auch um Aspekte wie Risiko- und Stakeholdermanagement. Das gilt gerade für größere Unternehmen.
  • Neben Markenbildung und Markenschutz spielt bei der Zusammenarbeit mit INGOs auch der Know-how-Transfer eine stärkere Rolle als bisher angenommen, zumindest aus Perspektive der Unternehmen.
  • Schließlich zeigt sich, dass Unternehmen bei der Zusammenarbeit mit INGOs den Fokus klar auf den globalen Süden legen und die Expertise der INGOs bei allen anderen Themen tendenziell nicht heranziehen.

INGOs sind hier also mehr Spezial- als Universalwerkzeug für das gesellschaftliche Engagement der Wirtschaft. Gerade größere und international agierende Unternehmen beginnen, sich zielgerichtet und präzise mit den SDGs auseinanderzusetzen, um gesellschaftliches Engagement möglichst in relevanter Art und Weise im Unternehmen aufzusetzen. Der die deutsche Wirtschaft so stark prägende und exportierende Mittelstand kann dabei noch weitere Schritte gehen. Gerade hier sind die INGOs als strategische Partner zu prüfen.

Anaël Labigne, Olga Kononykhina, Patrick Gilroy, Christian Behrendt, Johanna Gorke: 
Kooperationen mit internationalen NGOs
Wirtschaft und Ziele für nachhaltige Entwicklung
Verwaltungsgesellschaft für Wissenschaftspflege mbH: Essen 2019
ISBN: 978-3-922275-86-2
28 Seiten