Rund 16 Millionen Menschen engagieren sich ehrenamtlich im Bildungsbereich. Sie sind organisiert in knapp 300.000 gemeinnützigen Organisationen. Damit ist Bildung das zweitwichtigste Engagementfeld in Deutschland. Nur im Sportbereich gibt es noch mehr Vereine (und mehr Engagierte). Das ergab eine Sonderauswertung der Studie "Zivilgesellschaft in Zahlen".
Sie entwickeln eigene Bildungsangebote, sind als Förderverein oder bildungspolitisch aktiv. Von den mehr als 630.000 Organisationen in der Zivilgesellschaft engagieren sich 297.000 gemeinnützige Organisationen im Bildungsbereich. Das ist ein Zuwachs von fünf Prozentpunkten allein in den letzten fünf Jahren. Auch die Zahl der im Bildungskontext aktiven Stiftungen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Doch neben den 280.000 Vereinen machen die annähernd 10.000 Bildungsstiftungen nur einen kleinen Anteil aus.
Der regelrechte Gründungsboom in den letzten 20 Jahren hat neue Organisationstypen hervorgebracht: Die "neue Bürgerschaft" (Beispiel: Fördervereine von Schulen) und die "neuen Professionellen" (Beispiel: meist öffentlich geförderte Einrichtungen, die unter anderem Förder- und Betreuungsangebote in Ganztagsschulen übernehmen). Sie unterscheiden sich erheblich in ihren Arbeitsstrukturen und arbeiten unterschiedlich stark mit anderen Bildungsakteuren zusammen.
Die meisten Kooperationen finden im schulischen Rahmen statt. In anderen Kontexten, wie lebenslangem Lernen, werden Vereine und Stiftungen bisher selten berücksichtigt. Vor allem ältere Organisationen, wie die klassischen Vereine, werden bislang kaum in die aktuelle Bildungslandschaft integriert. Gerade diese machen jedoch vielfältige Angebote, die sich nicht nur an Kinder richten, sondern auch an Erwachsene. Dabei geht es unter anderem um gezielte Weiterbildung für Senioren, wie etwa der Verein Computer Club Nürnberg 50 plus e.V., der ältere Menschen am Computer schult, um auch ihnen die digitale Welt näher zu bringen. Damit leisten Vereine wie dieser auch wertvolle Integrationsbeiträge und stärken auch den sozialen Zusammenhalt vor Ort.
Doch die meisten Vereine (90 Prozent) sind bislang nicht oder nur wenig in lokale Bildungslandschaften eingebunden. Das Konzept der Bildungslandschaften ist 70 Prozent der gemeinnützigen Organisationen noch nicht einmal bekannt. Aber auch andersherum bestehen Wissenslücken: Wie viele bildungsrelevante Akteure es aus der Zivilgesellschaft vor Ort gibt, ist den meisten Kommunen nicht bekannt.
Um Potenziale von Bildungsakteuren in Zukunft nutzen zu können, definiert die Studie Handlungsempfehlungen an Politik und Zivilgesellschaft:
Jana Priemer, Veronika Mohr:
Vereine, Stiftungen und Co: Die neuen Bildungspartner?
Essen: Edition Stifterverband 2018
ISBN: 978-3-922275-77-0
64 Seiten
Erschienen im Juni 2018