Gestalten oder gestaltet werden?

Ländlicher Raum und demografischer Wandel als Kontext zivilgesellschaftlicher Organisationen
Landesauswertung Rheinland-Pfalz 2015

 

Landesauswertung Rheinland-Pfalz 2015 (Cover)

Die Landesauswertung Rheinland-Pfalz 2015 war die erste ZiviZ-Landesauswertung. Sie wurde von der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz in Auftrag gegeben und hatte zum Ziel, eine faktenbasierte Grundlage zu schaffen, um die Organisationen vor Ort gezielt stärken zu können.
 

Wichtigste Ergebnisse: 
In Rheinland-Pfalz kommen im Durchschnitt 91 Vereine auf 10.000 Einwohner, damit hat Rheinland-Pfalz eine der höchsten Vereinsdichten Deutschlands. Ob Verein, Stiftung, Genossenschaft oder gGmbH, viele der Organisationen haben eine lange Tradition und arbeiten ohne hauptamtlich Beschäftigte.

Das Problem:
Bei 36 Prozent von ihnen ging die Mitgliederzahl in den letzten acht Jahren stetig zurück. Der enorme Mitgliederschwund in vielen, wenn auch nicht in allen Bereichen hat Auswirkungen auf die traditionelle Engagement-Landschaft des gesamten Bundeslandes. Die Landesauswertung zeigt, dass die Hälfte aller Vereine (48 Prozent) im ländlichen Raum angesiedelt ist – die Menschen kommen eben dort zusammen, wo sie auch leben.
Im Bundesdurchschnitt sind es lediglich 21 Prozent. Das heißt, gerade in Rheinland-Pfalz ist die Mobilisierung neuer Mitglieder eine besonders große Herausforderung, die sich in den kommenden Jahren weiter zuspitzen wird. Denn die zivilgesellschaftliche Selbstorganisation hat genau wie die gesamte Gesellschaft mit der demografischen Entwicklung und der Landflucht zu kämpfen.

Entwicklung der Mitgliederzahlen seit 2007

Die ZiviZ-Studie empfiehlt:

  • Abgestimmte politische Maßnahmen, die zivilgesellschaftlicher Selbstorganisation Raum geben,
  • Initiativen müssen zusammen mit Vertretern aus der organisierten Zivilgesellschaft umgesetzt werden,
  • Durch ein neu zu schaffendes Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz könnte die Zusammenarbeit zwischen Organisationen selbst sowie zwischen Vereinen und kommunalen Ämtern – aber auch Unternehmen – gefördert und institutionalisiert werden. 
  • Mehr Grundlagenforschung ist notwendig, um auch die Debatte über den gesellschaftlichen Nutzen der organisierten Zivilgesellschaft zu verstärken. Denn weder die Engagementquote noch die Vereinsdichte können etwas über die Qualität der Zivilgesellschaft aussagen.
  • Dafür müssen objektive Strukturdaten sowie auch subjektive Ansichten der Betroffenen ernst genommen werden.

 

Praktische Implikationen

Die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz hat Impulse der ZiviZ-Sonderauswertung aufgegriffen. Auf einem von der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz veranstalteten Fachkongresses am 28. Oktober 2016 in Mainz verdeutlichten die Schlussbetrachtungen von Birger Hartnuß aus der Leitstelle Ehrenamt und Bürgerbeteiligung, wie ernst Ergebnisse und Empfehlungen der ZiviZ-Studie genommen werden. Unter anderem soll ein von ZiviZ vorgeschlagenes Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, wie es dieses in einer Reihe anderer Bundesländer bereits gibt, bereits in 2018 aus der Traufe gehoben werden. Erste Gespräche mit der Ministerpräsidentin Malu Dreyer haben bereits stattgefunden.

 

Bibliografische Angaben

Anael Labigne, Holger Krimmer, Jana Priemer:
Gestalten oder gestaltet werden?
Ländlicher Raum und demografischer Wandel
als Kontext zivilgesellschaftlicher Organisationen

Herausgeber: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
Mainz 2015
60 Seiten