Arbeitsmarktintegration – Erfolgsfaktor Zivilgesellschaft

Gemeinnützige Organisationen als Arbeitsmarktakteure in Deutschland

Ein chancengerechter Arbeitsmarkt, der auch denjenigen adäquate Beschäftigungsmöglichkeiten bietet, die soziale Benachteiligung erfahren, ist für unsere Gesellschaft ebenso wie für eine prosperierende Wirtschaft in Deutschland von zentraler Bedeutung. Doch Arbeitsmarktintegration ist ein langes Wort. Und in der Praxis ist Arbeitsmarktintegration oftmals ein langer Prozess. Damit dieser Prozess gelingt, ist das Ineinandergreifen verschiedener Institutionen wesentlich. Neben Politik und Wirtschaft ist der sogenannte dritte Sektor, der gemeinnützige Organisationen bündelt, hierfür ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Der Stifterverband und die JPMorgan Chase Foundation haben eine eigene bundesweite und repräsentative Organisationsbefragung sowie aktuelle Daten des statistischen Bundesamtes auswerten lassen, um die Rolle gemeinnütziger Organisationen für den Arbeitsmarkt zu verstehen und zu stärken.

Die Vielfalt gemeinnütziger Organisationen, vom Leseverein bis zur ehren- sowie hauptamtlich geführten Jobvermittlunsgagentur, ist beeindruckend. Die Zahlen sprechen für sich: Etwa jede zehnte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung findet in Deutschland in gemeinnütziger Trägerschaft statt, oftmals im Gesundheits- und Sozialwesen. Darüber hinaus werden mehr als 44.000 gemeinnützige Organisationen gezielt bei der Vermittlung in den Arbeitsmarkt tätig. Sie sind dort, wo die Menschen sind, die sie brauchen. Diese Organisationen sollten gestärkt werden.

Gleichzeitig konnte bisher für Deutschland nicht einmal quantifiziert werden, wie viele gemeinnützige Organisationen überhaupt in der Arbeitsmarktintegration aktiv sind. Dank dieser Analyse ist nicht nur die Benennung einer konkreten Zahl möglich. Vielmehr ist jetzt auch bekannt, was die Organisationen ausmacht, wie sie strukturiert sind und welche Haupttypen existieren.

Zusammenfassung

Die Daten zeigen, dass über drei Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bei gemeinnützigen Organisationen beschäftigt sind. Über zwei Millionen davon arbeiten alleine im Gesundheits- und Sozialwesen. Als Vermittler in Arbeit sind – einer engen Definition folgend – 44.000 beziehungsweise sieben Prozent aller gemeinnützigen Organisationen in diesem Tätigkeitsfeld aktiv. Davon sind etwa 6.000 Organisationen – zum Beispiel gGmbHs mit expliziten Angeboten an potenzielle Kunden – einer marktorientierten Handlungslogik zuzuordnen, während etwa 17.000 Organisationen im staatsnäheren Wohlfahrtssystem eingebunden sind. Über 20.000 registrierte Organisationen können als von freiwilligem Engagement geprägte, kleinere Organisationen und somit als Ausdruck selbstorganisierter Zivilgesellschaft beschrieben werden.

Die Stärke des deutschen Arbeitsmarktes wird von vielen Beobachtern durch die wichtige Rolle der deutschen Industrie erklärt. Andere – so auch der Stifterverband – fördern in diesem Sinne aktiv das duale Ausbildungssystem. Dieser Bericht zeigt eine bisher unterschätzte Kraft auf: Gemeinnützige Organisationen spielen sowohl als Arbeitgeber als auch als Vermittler in Arbeit eine quantitativ und qualitativ bislang unterbewertete Rolle. Vereine, aber auch Stiftungen, gemeinnützige GmbHs und Genossenschaften prägen den deutschen Arbeitsmarkt strukturell. Stiftungen sowie andere Förderorganisationen, Ministerien und in diesem Bereich tätige Unternehmen erhalten mit dieser Analyse Orientierungswissen, das in die praktische Arbeit übersetzt werden kann.

 

Aus dem Inhalt

Arbeitsmarktintegration und Zivilgesellschaft
Die Rollen der Organisationen

Organisationen als Arbeitgeber
Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes

Organisationen als Vermittler
Makrotendenzen

Drei zentrale Organisationstypen
Cluster-Analyse

Ausblick

Bibliografische Angaben

Arbeitsmarktintegration – Erfolgsfaktor Zivilgesellschaft
Herausgeber: ZiviZ gGmbH
Autoren: Dr. Anaël Labigne, Jana Priemer, Janina Kempf
Berlin 2018
28 Seiten