Kompetenzen erwerben, Persönlichkeit entwickeln

Qualitative und quantitative Befunde zu Lernerfahrungen im freiwilligen Engagement

Kompetenzen erwerben, Persönlichkeit entwickeln (Cover der Publikation)

Freiwilliges Engagement wird häufig als Raum beschrieben, in dem zentrale Lernerfahrungen gemacht und Persönlichkeitsmerkmale entwickelt werden. Doch welche Kompetenzen werden durch freiwilliges Engagement tatsächlich erworben? Und inwiefern unterscheidet sich dieser Kompetenzerwerb nach Engagementfeld oder Alter der Engagierten? Die im Rahmen der Studie ausgewerteten Daten des Deutschen Freiwilligensurveys 2019, des ZiviZ-Surveys 2023 sowie 30 narrativer Interviews mit Engagierten liefern hierzu die folgenden Erkenntnisse. Sie wurden im Februar 2025 veröffentlicht.

Freiwilliges Engagement fördert die Entwicklung einer breiten Palette an Kompetenzen. Neben fachlichem Wissen bilden Engagierte persönliche und soziale Fähigkeiten wie Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit und Empathie aus. Diese werden durch eine Kombination aus praxisorientiertem Lernen, informellen Aneignungsprozessen und gezielten Weiterbildungsangeboten entwickelt.

Die Lern-und Entwicklungspfade unterscheiden sich dabei je nach Engagementfeld. Im Bevölkerungsschutz beispielsweise prägen die hierarchischen Strukturen Team- und Entscheidungsfähigkeit. In den sozialen Engagementbereichen steht die Entwicklung von Empathievermögen und interkultureller Kompetenz im Vordergrund, während der organisierte Sport insbesondere die Ausbildung von Zielorientierung und Kooperationsfähigkeit fördert.

 

Unterschiede im Kompetenzerwerb zwischen
jüngeren und älteren Engagierten

Jüngere Engagierte sehen im Engagement vor allem eine Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Stärkung ihrer Selbstwirksamkeit. Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen und neue Herausforderungen zu bewältigen. Älteren Engagierten fällt es oft schwerer, ihre Lernerfahrungen konkret zu benennen, da sie diese oft weniger bewusst wahrnehmen. Dennoch erweitern sie durch ihr Engagement ihr Wissen und erwerben neue Kompetenzen, etwa im Umgang mit digitalen Technologien, und können gleichzeitig ihr berufliches Wissen sinnvoll einbringen.

In der Wahrnehmung von Lernerfahrungen spiegelt sich der gesellschaftliche Wertewandel wider. Jüngere Engagierte nennen häufiger Aspekte wie Work-Life-Balance, kreative Freiräume und eine offene Fehlerkultur. Ältere Engagierte hingegen betonen insbesondere den Gewinn an Gelassenheit und Verlässlichkeit.

Lernerfahrungen nach Alter der Engagierten (Grafik)

Kompetenzerwerb in der Praxis sichtbar machen

Die im Engagement erworbenen Kompetenzen bleiben in der Praxis häufig unsichtbar. Kompetenznachweise, die Lernerfahrungen systematisch dokumentieren, könnten dazu beitragen, die Motivation der Engagierten zu stärken und ihr Engagement auch für potenzielle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber attraktiver zu machen. Solche Nachweise könnten in Zusammenarbeit mit Bildungsinstitutionen oder Berufsverbänden entwickelt werden, um ihre Anerkennung und Relevanz zu erhöhen.

Die unterschiedlichen Lernerfahrungen von jüngeren und älteren Engagierten bieten Organisationen wertvolle Ansatzpunkte für eine zielgruppengerechte Ansprache. Während jüngere Engagierte die Persönlichkeitsentwicklung im Fokus sehen, suchen ältere Engagierte Wege, ihr berufliches Wissen einzubringen, neue Inhalte sowie Kompetenzen zu erwerben. Eine segmentierte Ansprache, die diese Unterschiede gezielt berücksichtigt, kann die Attraktivität von Engagementangeboten steigern und dabei helfen, mehr Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu gewinnen.

Lernerfahrungen in zivilgesellschaftlichen Organisationen (Grafik)

Verzahnung schulischer und außerschulischer Institutionen stärken

Ein zentraler Ansatz, um Lernpotenziale im Engagement breiter zugänglich zu machen, liegt in der Verknüpfung von schulischen und außerschulischen Akteurinnen und Akteuren. Durch eine enge Zusammenarbeit können praxisnahe Lernräume geschaffen werden, die es jungen Menschen ermöglichen, frühzeitig Erfahrungen im Engagement zu sammeln. Service-Learning-Programme, die in den schulischen Alltag integriert sind, eröffnen dabei die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrem Bildungshintergrund an die Mehrwerte des Engagements heranzuführen. Solche Programme fördern nicht nur Kompetenzen wie Teamarbeit und Problemlösungsfähigkeit, sondern tragen langfristig auch dazu bei, Bildungsungleichheiten im Engagement abzubauen.

 

Zukunftskompetenzen im Engagement gezielt fördern

Angesichts des rapiden gesellschaftlichen Wandels gewinnt der Erwerb von Zukunftskompetenzen zunehmend an Bedeutung. Dazu zählen unter anderem digitale Fähigkeiten, Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und Resilienz. Auch die Engagementförderung sollte die Entwicklung dieser und weiterer Zukunftskompetenzen in den Blick nehmen. Hierfür können speziell gestaltete Experimentierräume geschaffen werden, in denen Engagierte neue Fähigkeiten praktisch erproben können. Zudem sollten gezielte Förderlinien eingerichtet und wissenschaftliche Begleitevaluationen durchgeführt werden, um den Erfolg dieser Maßnahmen zu überprüfen und sie kontinuierlich zu verbessern.

 

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Peter Schubert (Foto: Damian Gorczany)

Dr. Peter Schubert

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     Die Studie wurde ermöglicht durch die Förderung
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